Was Paare zusammenhält
Zurück „Gruppenseite "Allgemeines zur Partnerschaft“ – Ganz zum Anfang Ratgeber-Dashboard
Machen Sie Ihrem Partner regelmäßig eine Freude mit einem Geschenk und beleben Sie so die Liebe – so lautet ein gängiger Tipp zum Erhalt der Liebe. Doch was haben Blumen am Valentinstag oder Einladungen zum Essen und andere pflichtgemäß erledigte Aufgaben wie Geburtstagsgeschenke tatsächlich mit Liebe zu tun? Anders gefragt: Kann etwas, das dem Ausdruck der Liebe dient, die Liebe hervorbringen oder bewahren? Wohl kaum, sonst könnte man mit kleinen Geschenken die Liebe eines beliebigen Menschen gewinnen und erhalten. Wer derart mechanisch schenkt und geplante Freude bereiten will, der braucht sich nicht zu wundern, wenn sein Blumenstrauß auf Dauer keine Begeisterung hervorruft und im Extremfall sogar im Mülleimer landet.
Statt des Partners krampfhaft eine Freude machen zu wollen, ist es besser, sich selbst eine Freude zu machen: die Freude, den Partner zu beschenken. Wenn ein Partner spürt, dass es einem selbst ein Bedürfnis ist, ihm eine Freude zu machen, kann er die Liebe in dem symbolischen Akt erkennen; und das auch unabhängig von der Art des Geschenks.
Ideal ist es demnach, wenn der Akt des Schenkens der Schenkenden eine Freude macht und das Geschenk dem Beschenkten. Dazu muss es zu den Bedürfnissen des Beschenkten passen. Wenn es tatsächlich für ihn ausgewählt wurde, kann er empfinden: Ja, ich bin gemeint, es ist für mich.
Aber was, wenn gar keine Freude mehr spürbar ist? Dann bestünde eine Möglichkeit darin, dem Partner Einblick in die eigenen Sehnsüchte zu gewähren. Ihm Bilder von dem zu geben, wovon man träumt. Ihn spüren zu lassen, welche emotionalen und körperlichen Bedürfnisse man hat. Ihn wissen zu lassen, was Freude bereiten würde. Ihm mitzuteilen, wozu große Lust besteht. Vielleicht bekommt er dann Lust, seinerseits eine Freude zu machen.
Eine Geschichte über schenken und Freude
Lisa schenkt ihrem Freund Peter, der Tiere mag und früher einmal Schafe gehalten hat, ein kleines Schaf aus Stoff. Peter schüttelt den Kopf und hält den „Staubfänger für blöd. Er betrachtet den Gegenstand mit Befremden und unterstellt Lisa, sie hätte sich keine Gedanken darüber gemacht, ob er mit ihrem Geschenk etwas anfangen kann.
Lisa ist betroffen und verletzt. In einem klärenden Gespräch erzählt sie, dass er öfter von der schönen Zeit mit den Schafen geschwärmt hat, und das habe bei ihr den Eindruck hervorgerufen, er würde sich über eine solche kleine Erinnerung freuen. Sie sagt, es täte ihr leid,
dass ihm das Geschenk nicht gefalle, sie wüsste so wenig darüber, was ihm Freude bereitet.
Peter erkennt, dass es seiner Freundin wirklich darum ging, ihm eine Freude zu machen, und es ihr Freude gemacht hat, in verschiedenen Geschäften nach solch einem Schaf zu suchen. Er betrachtet das Stofftierchen daraufhin mit anderen Augen und weist ihm einen besonderen Platz in seinem Zimmer zu.
Nähe, Vertrauen, Sex, miteinander reden können und gleiche Interessen. All das ist wichtig für eine glückliche Partnerschaft. Ohne Zweifel. Die Wissenschaft kennt aber noch ein anderes Geheimnis der Liebe.
Wenn glückliche Paare befragt werden, was das Geheimnis ihrer Liebe ist, dann ähneln sich die Antworten gemeinhin sehr stark. Da werden so Dinge wie „wir haben den gleichen Humor“ oder „wir können über alles reden“ angeführt. Auch gegenseitiges Vertrauen, gleiche Interessen und Werte oder auch körperliche Anziehung und Sex kommen ganz oben auf die Liste der besonders beziehungsstärkend Merkmale einer Partnerschaft. Keine Frage: Alles wichtige Punkte, um die Liebe stark zu machen.
Andersherum ähneln sich die Trennungsgründe ebenso häufig und reichen von „wir haben uns nichts mehr zu sagen“ über fehlendes Vertrauen und verschiedene Lebensziele bis zu schwindender körperlicher Anziehung. Auch hier kann gesagt werden: sicher allesamt triftige Gründe, um getrennte Wege zu gehen.
Das Geheimnis, warum die eine Liebe hält und die andere nicht, stellt sich jedoch viel einfacher dar und liegt, wie so oft, eher im Unscheinbaren und Alltäglichen. Es sind die ungesagten und ungesehenen Feinheiten des Lebens, die „Kleinigkeiten“, die man (ohne große Geste) für den Partner bereit ist, zu tun und die dieser wiederum wertschätzt. Wenn du jetzt an den Blumenstrauß denkst, den du ihr mal wieder mitbringen könntest, dann liegst du nicht ganz falsch, aber doch daneben.
Einer der wichtigsten Indikatoren für Zufriedenheit und Stabilität in einer Partnerschaft ist Freundlichkeit. Das soll alles sein? So banal kann die Liebe doch nicht funktionieren, oder?
Beleuchten wir „Freundlichkeit“ mal etwas genauer.
Der Psychologe John Gottman hat in seinem in der Universität von Washington gegründeten „Love Lab“ tausende Paare untersucht, um herauszufinden, wie Beziehungen funktionieren. Sein Ansatz war es, die physiologische Erregung der Paare während verschiedener Interaktionen mit dem Partner zu messen und nach Jahren erneut zu schauen, ob die Paare noch zusammen waren oder nicht. Nun kann gefragt werden, welche Rückschlüsse sich aus der Messung der Durchblutung, Herzfrequenz oder der Schweißbildung ableiten lassen. Laut Gottman einige, hauptsächlich auf längere Sicht. Denn in der Studie zeigte sich, dass die Paare, die sechs Jahre später immer noch glücklich zusammen waren, bei den beobachteten Interaktionen weniger erregt waren und deutlich weniger physiologische Ausschläge zeigten. Ganz anders bei den Paaren, die sich später trennten. Diese zeigten alle Anzeichen von inneren Kämpfen oder Fluchtgedanken in ihrer physiologischen Reaktion aufeinander. Selbst bei banalen Themen herrschte kein wohlwollendes, wertschätzendes Klima des Vertrauens und der Intimität zwischen den Partnern. Alle Signale standen auf Abwehr und Aggression. Um herauszufinden, wie es die „Meister“, wie er sie nannte, schaffen, ihre Liebe zu stärken und ein tiefes Band des Vertrauens und der Intimität zu kreieren, stellte Gottman zusammen mit seiner Frau Julie weitere Beobachtungen an.
Moderne Paartherapie den Punkt gebracht
- Sind Geschenke Ausdruck der Freude und des Glücks, mit diesem Partner zusammen zu sein, erfreuen sie das Herz.
- Die Freude an einer Beziehung kann man nicht einfordern und nicht beanspruchen, sie ist vielmehr einfach eine Frage der Gegenseitigkeit.
- Die gute Tat des Partners fordert zu einer guten Tat ihm gegenüber auf. Ohne diese Gegenseitigkeit versiegt die Quelle der Freude langsam, aber sicher.