Wie gehe ich mit tiefen Kränkungen in einer Partnerschaft um?
Eine andere Sache sind Verletzungen und Kränkungen in einer Partnerschaft, wie ein Treuebruch (lesen Sie dazu auch in diesem Buch das Kapitel „Treue zu sich selbst“). Ein solches Erlebnis stellt eine Partnerschaft immer auf die Probe. Der oder die Betrogene stellt sich die Frage: Kann ich eine solche Kränkung jemals verzeihen? Sollte ich Gleiches mit Gleichem vergelten, damit ich darüber hinwegkomme?
Tatsächlich habe ich schon Paare in meiner Praxis erlebt, die aus einer Zäsur in ihrer Beziehung eine mathematische Gleichung machen. Du hast mich zweimal betrogen – jetzt darf ich zweimal fremdgehen, damit wir quitt sind. Es handelt sich hier aber nicht um Gerechtigkeit, sondern um Rache. Und dies führt – man braucht bloß einen Blick in die Geschichtsbücher zu werfen – nur außergewöhnlich zu einer glücklichen Partnerschaft.
Doch was kann der richtige Weg sein, sich Fehler und auch schwere Fehler zu verzeihen? Diesen Weg kann am Ende jedes Paar nur für sich allein finden. Oftmals kann es sehr hilfreich sein, die Fehler anzusprechen und auch Gefühle auf den Tisch zu bringen.
- Was hat es in mir ausgelöst, zu erfahren, dass du mich betrügst?
- Wovor habe ich Angst?
- Was erwarte ich von dir?
- Es kann ein guter Weg sein, im Anschluss zu vergessen und dieses Erlebnis hinter sich zu lassen, ohne es beim nächsten Mal am Kaffeetisch wieder gegen den Partner einzusetzen?
- Konzentrieren Sie sich stattdessen auf Ihre Gemeinsamkeiten – was hält Sie zusammen?
Am Ende geht es immer nur um die eine Frage: Kann ich den Partner – so wie er ist – annehmen, lieben und – ja – ertragen, ohne den Impuls zu spüren, ihn zu verändern? Lautet die Antwort „Ja“, dann haben Sie eine echte Chance auf eine Langzeitbeziehung.
Was bedeuten Kränkungen für Paarbeziehungen?
- Kränkungen sind nur dann und dort möglich, wo und wenn man füreinander bedeutsam ist.
- Kränkungen sind in Paarbeziehungen nur möglich, wenn man sich nicht egal ist.
Dazu noch ein Hinweis am Rande: „Wer mich kränkt, bestimme ich.“ Winston Churchill „Wer mich beleidigt, entscheide ich.“ Klaus Kinski Beachten Sie: Sie allein bestimmen, was Sie kränkt, ärgert oder freut. Es hat allein etwas mit Ihnen zu tun, welche Gefühle bei Ihnen entstehen. An sich ist nichts weder gut noch böse. Das Denken macht es erst dazu.
Kränkungen sind Informationsquellen für den Gekränkten und für den Kränkenden.
Wie gehe ich mit Kränkungen um?
- Erkenne deine Gefühle an. Wenn du dich gekränkt fühlst, ist es wichtig, deine Gefühle zu akzeptieren und nicht zu unterdrücken. Versuche, deine Emotionen zu benennen und zu verstehen, warum du dich so fühlst. Das kann dir helfen, dich selbst besser zu regulieren und nicht impulsiv zu reagieren.
- Sprich mit deinem Partner. Kommunikation ist der Schlüssel zu jeder Beziehung, besonders wenn es um Konflikte geht. Sprich mit deinem Partner über das, was dich gekränkt hat, und versuche, ihm oder ihr zuzuhören, ohne zu urteilen oder zu beschuldigen. Versuche, die Perspektive des anderen zu verstehen und seine oder ihre Absichten zu klären. Vielleicht war die Kränkung gar nicht beabsichtigt oder beruhte auf einem Missverständnis.
- Suche nach einer gemeinsamen Lösung. Wenn du mit deinem Partner gesprochen hast, versuche, eine gemeinsame Lösung zu finden, die für beide akzeptabel ist. Das kann bedeuten, dass ihr euch entschuldigt, verzeiht, Kompromisse macht oder Grenzen setzt. Wichtig ist, dass ihr euch beide respektiert und wertschätzt und euch bemüht, die Beziehung zu verbessern.
- Hol dir Hilfe von außen. Manchmal reicht es nicht aus, nur mit dem Partner zu sprechen, um eine tiefe Kränkung zu heilen. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, sich Hilfe von außen zu holen, zum Beispiel von einem Freund, einem Familienmitglied oder einem Therapeuten. Eine neutrale Person kann dir eine andere Sichtweise bieten, dich unterstützen und dir Ratschläge geben.
- Arbeite an deinem Selbstwertgefühl. Kränkungen können das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen und das Gefühl auslösen, nicht gut genug oder nicht liebenswert zu sein. Um das zu vermeiden, ist es wichtig, an deinem Selbstwertgefühl zu arbeiten und dich selbst zu lieben. Erinnere dich an deine Stärken, deine Erfolge und deine Ziele. Pflege deine Hobbys, deine Interessen und deine Freundschaften. Tu dir etwas Gutes und sei stolz auf dich selbst.
Titel: Kränkungen in der Liebesbeziehung