Vertrauen - Illusion oder Realität
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Vertrauen basiert auf der subjektiven Überzeugung oder dem Gefühl, dass man sich auf jemanden oder etwas verlassen kann. Vertrauen ist die Annahme, dass die andere Partei ihre eigenen Interessen oder Erwartungen verfolgen wird. Kontrolle ist keine Alternative zu Vertrauen. Je mehr Kontrolle, desto weniger Vertrauen. Vertrauen verpflichtet, Misstrauen auch.
Wer eine spontane Umfrage in der Fußgängerzone durchführt und Paare danach fragt, was ihnen in einer Partnerschaft wichtig ist, wird zu 80 % das Wort „Vertrauen“ hören.
Es gibt keine Garantie: Vertrauen als Alternative
Wenn wir etwas im Internet bestellen, dann erhalten wir auf das Produkt mindestens 2 Jahre Garantie. Wir können sicher sein, dass der Artikel nach unseren Vorstellungen funktioniert; andernfalls geben wir ihn zurück und bekommen einen identischen Ersatz. Genau das hätten wir doch für unsere Beziehungen auch gerne. Wer liebt, möchte das, was er hat, nach Möglichkeit für immer festhalten. Er hätte gerne die Garantie dafür, dass Loyalität, Treue und Liebe für immer anhalten werden. Da es eine solche Garantie aber nicht gibt, muss das Vertrauen weitestgehend als Notlösung herhalten. Es existiert weder ein Wissen über zukünftige Entwicklungen, noch gibt es eine Garantie dafür, dass alles nach unseren Erwartungen verläuft.
Besitzansprüche an den Partner
„Du bist mein, ich bin dein. Dessen sollst du gewiss sein.“ Sprüche wie diese wurden schon in Kindertagen in das Poesiealbum geschrieben. Wenn wir jemanden mögen, haben wir Anspruch auf ihn. Das beginnt schon sehr früh, wenn wir sehen, dass der beste Freund oder die beste Freundin auch mal mit jemand anderem spielt. Diesen Trugschluss, einen Menschen zu besitzen, nehmen wir mit in unsere Partnerschaften. Dieses Besitzdenken generiert Kontrolle und Manipulation.
Vertrauen ist ein Geschenk der Liebe
Dort, wo es an Vertrauen fehlt, fehlt es an Selbstvertrauen. Oftmals resultiert mangelndes Selbstvertrauen aus Verletzungen in früheren Beziehungen, die tiefe Narben im Selbstwertgefühl hinterlassen haben. Aber auch wenn es eine Erklärung für fehlendes Vertrauen gibt, ist und bleibt dieser wichtige Part einer Beziehung immer bei einem selbst. Sie haben einem Menschen vertraut, der dieses Vertrauen enttäuscht hat. Sie sind nicht nur wütend auf ein Gegenüber, sondern auch auf sich selbst, dass Sie dem „falschen“ Menschen vertraut haben. Jetzt heißt es, sich selbst zu verzeihen. Nur dann kann neues Vertrauen entstehen.
Einem Menschen Vertrauen entgegenzubringen, ist das größte Geschenk der Liebe. Sie gehen damit immer ein Risiko ein, weil Sie nicht wissen, was der Partner mit dem geschenkten Vertrauen anfängt. Er kann damit achtsam umgehen, es aber auch enttäuschen. Dieses Risiko gehen Sie ein, wenn Sie sich auf eine Beziehung einlassen.
Ist eine Beziehung zu retten, in der Vertrauen enttäuscht wurde?
Wenn in der Beziehung ein Seitensprung oder eine Affäre bekannt wird, kommen in der Paarberatungspraxis häufig die folgenden Fragen: von dem, der sich betrogen fühlt „Wie kann ich je wieder vertrauen?“ Oder von dem, der den Seitensprung getätigt hat, die Frage „Was kann ich tun, dass mir wieder vertraut werden kann“. Meine Antwort ist schlicht und einfach: „Nichts“.
Der, der sich betrogen fühlt, kann nur wieder erneutes Vertrauen schenken. Was aber nur möglich ist, wenn in ihm genügend Selbstwertgefühl vorhanden ist.
Es muss nicht immer ein Seitensprung oder eine Affäre sein, die das Vertrauen erschüttert. Es kann schnell passieren, dass Vertrauen in Beziehungen enttäuscht wird. Oft reicht es schon aus, ein Versprechen nicht zu halten.
Ist es dazu gekommen, helfen nur Offenheit und Gespräche, mit dem Ziel, klare Absprachen zu treffen. Worauf kann ich wirklich vertrauen? Es gibt in diesem Fall keine Standardlösungen, und nicht in jeder Partnerschaft gelingt es, verlorenes Vertrauen erneut zu schenken.
Zum Abschluss dieses Themas noch eine Frage: Was ist das Gegenteil von Vertrauen. Viele sagen spontan, „Misstrauen“. Ich bin da anderer Meinung. Das Gegenteil von Vertrauen ist „Wissen“. Denn wenn Sie „wissen“, dann brauchen Sie nicht mehr zu vertrauen. Es ist also fatal, Wissen zu erlangen, um wieder Vertrauen zu gewinnen. Sie können nur Vertrauen schenken. Vertrauen kommt von Selbstvertrauen. Sie können Vertrauen nur schenken, wenn Sie Selbstvertrauen haben.
Titel: Vertrauen in der Paarbeziehung