Lüge und Mythen die unglücklich machen können
Die große Liebe hält ewig: Wer kleinen Mädchen dabei zusieht, wie sie mit Barbie und Ken spielen, dem fällt auf, dass sich die beiden niemals streiten. Sie sind und bleiben zusammen und „leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage“.
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Wer kleinen Mädchen dabei zusieht, wie sie mit Barbie und Ken spielen, dem fällt auf, dass sich die beiden niemals streiten. Sie sind und bleiben zusammen und „leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage“. So wollen es auch die Märchen aus der Epoche der Romantik. Eine Trennung zweier Menschen, die die große Liebe gefunden haben, ist schlichtweg undenkbar.
Aber: Ich möchte an dieser Stelle wieder einmal den Vorhang beiseite ziehen und zwischen den Begriffen der „Liebe“ und der „Liebesfähigkeit“ unterscheiden. Die Fähigkeit, etwas oder jemanden zu lieben, bleibt tatsächlich ein Leben lang. Die große Liebe dagegen, von der allgemein gesprochen wird, fokussiert sich auf einen Partner. Es ist eine Art Schicksal, genau diesen Menschen gefunden zu haben. Die Liebe zu diesem Menschen wird als so groß und stark wahrgenommen, dass sie durch nichts zerstört werden kann. In dieser Wahrnehmung ist die „große Liebe“ etwas, das wir nicht beeinflussen können. Sie ist plötzlich da und bleibt bis ans Ende unserer Tage. Der Haken an dieser Sache ist, dass der Mensch für seine Liebe selbst die Verantwortung trägt. Er steuert, wie groß sie ist und wie lange sie dauert. Eine sehr intensive, große Liebe mag nur eine Woche dauern, eine seichte Liebe mit wenigen Emotionen dagegen ein ganzes Leben lang. Wir können die Größe der Liebe nicht an ihrer Dauer messen. Nicht jeder, der ein Leben lang mit einem einzigen Menschen zusammen ist, hat die große Liebe gefunden. Die eigentliche Frage dahinter, die uns bewegt, lautet:
Kann Liebe dauerhaft stark sein?
Gibt es diese Liebe zwischen zwei Menschen, die durch alle Höhen und Tiefen des Lebens tatsächlich lebenslang hält? Wer im gesetzlichen – und kirchlichen – Sinne eine Ehe eingeht, der geht sie mit der Absicht einer lebenslangen Verbindung ein. So will es der Text zur Trauung. Aus psychologischer Sicht wird hier jene Liebesfähigkeit vorausgesetzt, die schon in der Kindheit erworben wurde. Diese Fähigkeit entwickelt sich in jedem Menschen unterschiedlich weiter oder stumpft sogar ab. Je nachdem ist er später in der Lage, lebenslang zu lieben – oder eben nicht. Der liebende Mensch muss die Bereitschaft zeigen, offen zu sein für die Empfindungen des anderen. Es klingelt, man öffnet die Tür und geht damit immer das Risiko ein, dass jemand mit unlauteren Absichten eintritt. Daher erfordert die Bereitschaft zur Liebe immer auch eine ganze Portion Mut. Außerdem muss der Liebende aushalten, dass Liebe nur im Augenblick lebt. Sie ist nichts, das man festhalten oder gar besitzen kann. Daher ist es eigentlich nicht wichtig, sich schon zu Beginn einer Liebschaft Gedanken darüber zu machen, wie lang sie halten wird und ob es sich sogar um die große Liebe handelt. Wenn man tatsächlich nach der lebenslangen Liebe strebt, ist es am besten, sie einfach geschehen zu lassen. Andernfalls besteht die Gefahr, zu verkrampfen und dabei die innere Freiheit zu verlieren. Es lohnt sich auch nicht, tagtäglich bei Wind und Wetter am Fenster zu stehen und auf einen Regenbogen zu warten. Entweder er entsteht oder eben nicht. Seien Sie mit dem Augenblick zufrieden und freuen Sie sich umso mehr, wenn das Lichtspiel am Himmel plötzlich da ist. Vielleicht ist es für Sie eine ernüchternde Erkenntnis, dass ich Ihnen an dieser Stelle keine Gebrauchsanleitung vorlegen kann, wie Sie die große Liebe mit Sicherheit finden werden. Liebe existiert nur im Augenblick selbst und vielleicht in dem Augenblick danach und so weiter. Sie passt sich dem Augenblick an und lebt darin oder auch nicht. Wer eine Beziehung mit dem Grundsatz eingeht, schon aus einem unbekannten Grund daran arbeiten zu können, dass sie ewig hält, ist bereits gescheitert. Es erfordert dafür zwei Menschen, die offen sind, sich jede Stunde erneut auf den anderen einzustellen, ohne ihn dabei verändern zu wollen.
Der Mythos, dass die wahre Liebe ewig hält.
Viele Menschen glauben an den Mythos, dass die wahre Liebe ewig hält. Sie denken, dass sie nur den richtigen Partner finden müssen, um glücklich zu sein. Sie suchen nach dem perfekten Seelenverwandten, der sie versteht, unterstützt und liebt. Sie hoffen, dass ihre Beziehung nie endet und sie immer die gleichen Gefühle füreinander haben.
- Doch ist dieser Mythos wirklich wahr?
- Kann die Liebe wirklich ewig halten?
- Oder ist er nur eine Illusion, die uns von der Realität ablenkt?
Die Wahrheit ist, dass die Liebe nicht statisch ist. Die Liebe,
- verändert sich im Laufe der Zeit, je nach den Umständen, den Erfahrungen und den Bedürfnissen der Partner
- ist kein Zustand, sondern ein Prozess
- erfordert Arbeit, Kommunikation und Kompromisse
- ist nicht immer harmonisch, sondern manchmal auch konfliktreich. Die Liebe ist nicht immer romantisch, sondern manchmal auch alltäglich.
Das bedeutet aber nicht, dass die Liebe nicht beständig sein kann. Es bedeutet nur, dass sie sich anpassen muss. Die Partner müssen bereit sein, einander zu akzeptieren, zu respektieren und zu schätzen. Sie müssen bereit sein, sich weiterzuentwickeln, zu lernen und zu wachsen. Sie müssen bereit sein, einander zu unterstützen, zu ermutigen und zu inspirieren.
Die wahre Liebe hält nicht ewig, weil sie unveränderlich ist. Die wahre Liebe hält ewig, weil sie veränderbar ist.