Chemie der Liebe - Das Geheimnis eines großen Gefühls
Wenn die leidenschaftliche Liebe weg ist, dann ist auf jeden Fall eine sinnliche Liebe machbar: In vielen Partnerschaften – ich würde sogar behaupten in allen – kann die anfängliche Leidenschaft nicht „bis dass der Tod sie scheidet“ aufrechterhalten werden. Leidenschaft entsteht zum großen Teil aus der Neugierde heraus, einen anderen Körper leidenschaftlich zu erforschen. Aber einmal ist auch die letzte Sommersprosse eingehend betrachtet und aus der anfänglich stürmischen Liebe vielleicht so etwas wie Gewohnheit geworden.
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Was in dieser Situation Trost sein soll, ist gleichzeitig ein Mythos: Wenn die leidenschaftliche Liebe weg ist, ist auf jeden Fall eine sinnliche Liebe lebbar. Diese Gleichung würde in einer Mathematikprüfung nicht aufgehen können. Es besteht die Möglichkeit, aber nicht die Pflicht. Wenn die frühe Leidenschaft fort ist, tritt nicht automatisch Sinnlichkeit an ihre Stelle, denn Sinnlichkeit entsteht vorrangig in der Gefühlswelt der Partner. Wenn man an einem wildfremden Menschen in einer Bushaltestelle riecht, entstehen vollkommen andere Gefühle, als wenn man den Duft des Menschen aufnimmt, den man liebt. Man sagt: Man liebt mit allen Sinnen. Darin steckt viel Wahrheit. Der Geruch eines Menschen, die Wärme seiner Haut, der Geschmack seiner Lippen, dies alles wird nur erotisch, wenn ich diesen Menschen auch liebe. Auch hier gilt wieder: Liebe und Sexualität müssen unbedingt getrennt voneinander betrachtet werden, damit sie in Fragen der Sinnlichkeit wieder zueinander finden können. Es ist jedem Liebespaar zu wünschen, dass es nachlassende leidenschaftliche Liebe in sinnliche Liebe verändern kann. Aber es gibt kein Naturgesetz, das für die Erfüllung dieses Wunsches zuständig wäre.