die Sucht nach Beziehungen und menschlicher Nähe
Beziehungssucht ist die Sucht nach Beziehungen und menschlicher Nähe. Menschen, die beziehungssüchtig sind, glauben oft, nicht allein leben zu können und nur mit einem Partner an ihrer Seite vollständig zu sein. Sie machen ihr Wohlbefinden von der Zuneigung des Partners abhängig und haben große Angst vor dem Alleinsein oder einer Trennung. Sie tun alles, um die Beziehung aufrechtzuerhalten, auch wenn sie unglücklich sind oder Gewalt erleben. Sie vernachlässigen ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen und kritisieren oder kontrollieren den Partner häufig.
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Beziehungssucht ist meist ein Hinweis darauf, dass die Betroffenen ihre eigenen Probleme und Verletzungen nicht lösen können, ohne einen anderen mit hineinzuziehen. Beziehungssucht kann auch mit anderen Störungen wie Co-Abhängigkeit oder Borderline-Persönlichkeitsstörung einhergehen. Beziehungssucht kann durch eine Therapie behandelt werden, in der die Betroffenen lernen, sich selbst zu akzeptieren und zu stärken, gesunde Grenzen zu setzen und Abhängigkeiten aufzulösen.
Wenn man an Sucht denkt, kommen größtenteils stofflichen Süchten in den Sinn – Alkoholiker, Raucher, Drogen. Dann fallen einem die Zocker ein, die Kontroll- oder Esssüchtigen und vielleicht noch die Porno- und Sexsüchtigen sowie die Putzsüchtigen. Aber was ist mit dem restlichen abhängigen Verhalten?
Nicht das, was man tut, sagt, ob es eine Sucht ist oder nicht, sondern wie und wie oft und mit welcher Intensität man es tut.
Gehen wir zur Aufklärung einmal näher an das Thema ‘Sucht’ heran, das viele, vor allem, hochempathische Menschen, meist Frauen kennen: sie verlieben sich sehr heftig und leiden dann unter einer Beziehung, die eher einer emotionalen Berg- und Talfahrt, oft einem „Falling down“, einem Himmel-hoch-jauchzend-und-zu-Tode-betrübt gleicht. Auch wenn der Leidensdruck, den solche Beziehungen mit sich bringen, oft enorm ist, so können und wollen sie nicht auf die Hochgefühle verzichten. Wir haben vor allem die Hoffnung, dass die Hochgefühle zum Dauerzustand werden. Diese Menschen sagen oft, dass sie sich in stabilen, ruhigeren Beziehungen langweilen. Das Problem ist nur: Diese Hochgefühle sind direkt verbunden mit dem unausweichlichen emotionalen Absturz; mit Schmerz, Vereinsamung und Verlustangst.
Das gibt schon einen Hinweis darauf, dass es sich um eine Sucht handeln könnte: erst das Hochgefühl, der Rausch und dann der emotionale „Falling down“. Genau wie bei stofflichen Süchten. Stoffwechsel physiologisch gibt es Parallelen. Wer in einem solchen Zusammenhang versucht hat, nur das Schöne zu erleben und das Schmerzhafte auszuklammern, der weiß, wie fruchtlos diese Versuche bleiben. Aber, selbst wenn klar ist, dass es wieder wehtun wird, gehen diese Menschen sehenden Auges in die nächste Runde: Erst das rauschhaft Schöne und dann schmerzhafter Absturz.
Vielleicht haben Sie auch einen solchen Menschen im näheren Umfeld – oder gehören sogar selbst dazu – der oder die niemals ohne Partner lebt. Oftmals wird eine Beziehung bei diesen Menschen auch erst dann beendet, wenn ein neuer Partner bereits etabliert ist. Dieses Verhalten kann als Beziehungssucht beschrieben werden. Man benötigt einen anderen Menschen, um glücklich zu sein und ist sprichwörtlich „süchtig“ nach Nähe und Zuwendung.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei der Mehrzahl der Erwachsenen hierzulande eine solche Beziehungssucht vorliegt. Ihre emotionale Stabilität ist von einem Partner abhängig oder anders: Ohne Partner können sie kein Glück in ihrem Leben finden. Das bezieht sich aber nicht auf einen bestimmten Menschen, sondern auf einen Partner. In schweren Fällen mündet die Beziehungssucht in Aussagen wie „Wenn du mich verlässt, dann bringe ich mich um.“
Wie kommt es zu einer Beziehungssucht?
Vorab: Sie werden jetzt oft das Wort Liebe lesen. Sehen dazu auch das Kapitel „Liebe“.
Der Ursprung der Beziehungssucht ist die Angst vor Einsamkeit. Menschen mit Beziehungssucht können es sich nicht vorstellen, über einen längeren Zeitraum allein zu sein, niemanden zu haben, der auf sie wartet, nach Feierabend, und keine körperliche Nähe zu spüren. Wer allein und mit sich nicht glücklich sein kann, der macht sein Glück zwangsläufig von einem anderen abhängig. Selbstliebe ist der Schlüssel zum Glück – nicht die Liebe eines anderen. Wenn ein Mensch ohne Selbstliebe in eine Beziehung geht, entsteht rasant dieses Abhängigkeitsverhältnis. Begegnen sich zwei Menschen ohne Eigenliebe, dann klammern sie sich in einer Beziehung wie Ertrinkende aneinander. Aber wenn einer loslässt, ertrinkt auch der andere.
Man benötigt kein Psychologe zu sein, um zu erkennen, dass Beziehungen, die auf einer Beziehungssucht gründen, ungesund sind. Es gibt in diesen Beziehungen nur marginale Freiheiten, kaum Platz für Reifung und Selbstverwirklichung, und das einzige Ziel der Beziehung dient der Abwehr von Angst.
Mögliche Ursachen einer Beziehungssucht
Oftmals liegen die Ursachen einer Beziehungssucht in der Kindheit. Kinder übernehmen unbewusst und automatisch die Glaubenssätze ihrer Eltern oder die, die ihnen in Kinder- oft den Märchenbüchern vermittelt wurden. Wenn Kinder bei ihren Eltern keine Liebe sehen und miterleben, wissen Kinder nicht, was Liebe ist. Sie entwickeln kein Urvertrauen und erleben nicht, was Geborgenheit bedeutet.
Beziehungssucht verhindert Liebe
Ja, Sie lesen richtig. Beziehungssucht verhindert Liebe. Wenn eine Beziehung nur dazu eingegangen wird, das Bedürfnis nach Beziehung zu befriedigen, kann keine Liebe wachsen. So wie eine Medikamentensucht keine heilsame Wirkung der Medizin mehr zulässt, kann eine Beziehungssucht nicht der Nährboden für eine echte und wohltuende Liebe sein. Die Angst vor dem Verlust der Partnerschaft ist so groß, dass schnell Kampf- und Machtstrukturen sowie Eifersucht entstehen.
Wie unterscheidet man Beziehungssucht von Liebe?
Leider gibt es für diese Frage kein klassisches Schwarz-Weiß-Modell, denn eine klare Trennung zwischen beiden Formen ist nicht möglich. Unsere heutige romantische Liebe ist geprägt von der Vorstellung: „Du bist alles für mich.“ Dies beweisen schon die Sprüche auf Valentinskarten und Liebestassen, auf denen Sprüche wie diese festgehalten werden. Trotzdem gibt es einige Indikatoren, anhand derer eine grobe Unterscheidung vorgenommen werden kann.
Schauen Sie mal auf diese Faktoren der Beziehungssucht
Existiert in dieser Partnerschaft ein für das Paar stimmiges Verhältnis zwischen Nähe und Distanz? Es lohnt sich, die eigene Beziehung auf diese Faktoren zu überprüfen und sich zu fragen: Leide ich selbst oder leidet mein Partner oder wir beide an einer Beziehungssucht? Wird die Beziehung deswegen geführt, weil man nicht allein sein will?
Was geht meist der Beziehungssucht voraus
Es ist die Angst vor Leere. Wir haben eine übernommene, unfassbare Angst vor dem Gefühl der Leere.
- Wir sind ständig damit beschäftigt, sie zu füllen.
- Wir stopfen uns voll mit allem Möglichen und wenden uns ab vom Eigentlichen.
Unser Unbewusstes interpretiert Leere als Langeweile und Leblosigkeit; als Absage an Vitalität und Freude. Und das wiederum bedeutet in unseren Denkkonventionen den sicheren Tod, und zwar physisch, spirituell, emotional, mental und psychisch. Nichts davon stimmt. Es ist das Ergebnis von Ängsten aus der Kindheit. Wir wollen nicht allein sein!
Wie Auswege aus der Beziehungssucht aussehen können
Machen Sie sich auf den Weg, zu lernen zu erspüren, sich als Liebeswert zu sehen und sich selbst anzunehmen und zu lieben. Dann benötigen Sie nicht mehr die unablässige Anerkennung und Liebesbezeugungen durch Ihren Partner. Versuchen Sie ein selbstständiges Leben zu führen, das macht Sie selbstsicher und attraktiv. Arbeiten Sie an Ihrem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl.
Nehmen Sie wahr, dass Sie auch allein leben und vor allem überleben können. Sie sind allein durch den Geburtskanal gekommen, Sie werden allein im Grab liegen. Dann werden Sie auch im Leben phasenweise allein sein und es mit Selbstliebe füllen können.
Titel: Beziehungssucht in der Paarbeziehung