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Eine negative Paardynamik ist gekennzeichnet durch Vorwürfe, Missverständnisse, Abwertungen und Unzufriedenheit. Durch die unterschiedlichen Reaktionen der Partner auf Herausforderungen können sich die Paardynamik verändern. Die Paardynamik ist für eine glückliche und stabile Beziehung von großer Bedeutung. Für das Glück im Leben ist es wichtig, die Dinge nicht auf sich beruhen zu lassen und nach vorn zu schauen.
Die Partnerschaftswahl fällt meist auf der unbewussten Ebene. Die gegenseitige Anziehung ist so ähnlich wie das Schlüssel-Schloss-Prinzip. Dieses Prinzip beschreibt die Funktion von zwei oder mehreren komplementären Strukturen, die räumlich zueinanderpassen müssen, um eine bestimmte Funktion erfüllen zu können.
Sie kennen den Ausspruch „Gegensätze ziehen sich an“ oder „Für jeden Topf gibt es einen passenden Deckel“. In der Wissenschaft spricht man vom Schlüssel-Schloss-Prinzip der gegenseitigen Anziehung. Biochemiker gehen schon seit vielen Jahren davon aus, dass die Liebe das Ergebnis einer chemischen Reaktion im Körper ist. Insbesondere in der körperlichen Interaktion, beim Küssen und beim Sex werden körpereigene Opiate ausgeschüttet, die die Euphorie erklären sollen, die Partner füreinander empfinden.
Dies erklärt jedoch nicht, warum es gerade DER Partner oder DIE Partnerin ist, in den/die wir uns verlieben. Es beantwortet auch nicht die Frage, warum Kinder aus Familien mit Gewalt-Problematik sich gewalttätige Partner aussuchen. Es kann in jedem Fall kein Zufall sein, denn statistisch gibt es wesentlich weniger gewalttätige Partner.
Die Relevanz von Beziehungsmustern aus der eigenen Familie
Die Ursache, warum wir uns gerade für den einen Partner entscheiden, scheint demnach in der Herkunftsfamilie liegen. Dort gibt es Beziehungsmuster – mögen sie auch noch so zerstörerisch sein –, die uns vertraut sind und nach denen wir suchen. Das bedeutet nicht automatisch, dass der Mann sich immer eine Frau sucht, die der Mutter gleicht und umgekehrt. Vielmehr geht es um die erlebten Beziehungs- und Bindungsmuster in der Ursprungsfamilie, nach denen unbewusst gesucht wird.
Ein Beispiel aus der Praxis
In der Ursprungsfamilie war Liebe immer an eine Leistung geknüpft. Sie wurde verteilt, wenn das Kind mit guten Noten nach Hause kam. Genau nach diesem Muster wird im Erwachsenenleben auch in einer Partnerschaft gesucht. Nur dann, wenn der Partner etwas geleistet hat, wird er auch mit der entsprechenden Liebe belohnt.
Es gibt viele weitere Kopplungen dieser Art, so kann unter anderem Sexualität an Gewalt und Lob oder an Abwertung geknüpft sein. Menschen verlieben sich, wenn sie vertraute Muster erkennen. Erst nach der Verliebtheitsphase tritt aber der Aspekt zutage, unter dem sie bereits als Kinder gelitten haben. Jetzt kommt es entweder zur Trennung, oder die Beziehung wird toxisch.
Der eine Partner passt wie ein Schlüssel in das Prägungsschloss des anderen. Nicht nur die Partnerwahl ist davon betroffen. Wir tragen dadurch auch eine unbewusste Regieanweisung in uns, wie die Beziehung zu funktionieren hat. Unbewusst tragen wir mit unserem Verhalten dazu bei, dass die Beziehung sich in genau die Richtung entwickelt, die uns von zu Hause vertraut ist. Dieser Prozess wiederholt sich in jeder Partnerschaft immer wieder.
Das wird dann fatal, wenn es sich um eine destruktive Prägung handelt. Sucht jemand, der aus einer Suchtfamilie stammt, einen süchtigen Partner, wird er wieder co-abhängig. Er oder sie übernimmt die Verantwortung für den Süchtigen und lässt sich so auf ein Abhängigkeitsverhältnis ein.
Wie kann man destruktive Beziehungsmuster ablegen?
Es ist gar nicht so einfach, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Oftmals kann nur eine Beratung dabei helfen, die Bindungsmuster zu erkennen und aktiv daran zu arbeiten, diese zu durchbrechen. Jeder Beziehungspartner sollte verstehen, was er selbst unbewusst dazu beiträgt, dass die Beziehung so ist, wie sie ist. Nicht unter allen Umständen können und sollten Paare zusammenbleiben. Nicht einmal dann, wenn es Kinder gibt. Es gibt Gründe, die für eine Trennung sprechen, jedoch trennen sich die meisten Paare viel zu früh. Oftmals gibt es realistische Chancen, eine Partnerschaft zu retten. Der Weg zur Trennung bleibt weiterhin offen. Und es besteht die Chance einer friedlichen und freundschaftlichen Trennung.
Nur, wenn man das Problem erkennt und es als produktiven Zustand definiert, kann in einer Beziehung etwas ändern. Dann kann sich auch die Partnerschaft wieder in eine positive Richtung entwickeln.
Hier erlaube ich mir aber einen Hinweis, den ich im Übrigen in diesem Buch mehrfach hervorhebe: Sie können und werden Ihren Partner durch Kritik, Streit oder Vorwürfe nicht ändern. Er wird sich in diesem Kontext nicht ändern. Wenn Sie Ihren Partner zu einem anderen Verhalten führen wollen, geht es nur über den Weg, eigenes Verhalten zu ändern.
Eine Beziehung ist verbale und nonverbale Kommunikation. Sie können nicht „nicht“ kommunizieren. Die Kommunikation ist wiederum eine Serie von Aktion und Reaktion. Wenn Sie Ihre Kommunikation ändern, kann Ihr Gegenüber nicht anders, als auch sein Verhalten ändern.
An destruktiven Verhaltensmustern in der Kommunikation sind immer mindestens Zwei daran beteiligt. Wenn einer das Verhalten, also die Kommunikation ändert, wird der andere sich auch anders verhalten. Er kann gar nicht anders.
Was auch bewusst werden sollte, ist: Allein der Empfänger bestimmt die Wertigkeit der Botschaft. Nur Sie bestimmen, was wie auf Sie wirkt. Sie allein bestimmen, was Sie kränkt oder beleidigt, Sie sind für Ihre Gefühle zuständig.
Beispiel: Wenn jemand seine Meinung äußert, ist das seine Meinung. Es ist keine Tatsache. Das heißt also im Klartext: wenn jemand, auch der Partner, eine Meinung äußert, kommt es auf Ihre Interpretation an, wie sie es bewerten.
Merken Sie, wie machtvoll Sie sind? Es kommt auf Ihre Interpretation an. Es kommt auf die Bewertung an, die Sie der Botschaft des Gegenübers geben. Wie Sie darauf reagieren.
Übernehmen Sie die Verantwortung über das, wie Sie das, was Sie beobachten und hören, interpretieren. Es ist Ihre Gedankenwelt:
Epirrhema (Auszug)
Müsset im Naturbetrachten
Immer eins wie alles achten;
Nichts ist drinnen, nichts ist draußen:
Denn was innen, das ist außen.
Johann Wolfgang von Goethe[2]
[2] Epirrhema .W. Goethe (1766–1832)
Titel der Seite: Paardynamik in der Liebesbeziehung