Ziele und Zweck
Zurück „Gruppenseite „Allgemeines zur Partnerschaft“ – Ganz zum Anfang Ratgeber-Dashboard
Die heutigen Lebensverhältnisse sind äußerst komplex.
Eine moderne systemische Paartherapie ist eine Form der Paartherapie, die auf systemischen Ansätzen basiert. Sie ist darauf ausgerichtet, die Beziehung zwischen den Partnern zu verbessern und zu stärken. Im Gegensatz zu traditionellen Paartherapien, die sich nur auf das Individuum konzentrieren, legt die systemische Paartherapie den Fokus auf das Paar als System.
Es gibt viele Therapeuten und Berater, die eine moderne systemische Paartherapie anbieten. Es ist wichtig, einen Therapeuten oder Berater zu finden, der zu Ihnen und Ihren Bedürfnissen passt. Viele verschiedene Methoden und Techniken in der Paartherapie gibt es viele, und es ist wichtig, einen Therapeuten oder Berater zu finden, der die richtige Methode für Sie anwenden kann und wirklich neutral und wertfrei Ihr Anliegen mit Ihnen bearbeitet.
Neutral und wertfrei zu sein bedeutet, dass man keine Meinung oder Vorurteile hat und keine Wertung vornimmt. Es geht darum, objektiv und unvoreingenommen zu sein und keine persönlichen Überzeugungen oder Vorlieben in die Beurteilung einfließen zu lassen.
So komplex wie unsere Gesellschaft ist, so komplex ist auch die Psyche jedes Individuums. Derartig hochkomplexe Systeme wie Gesellschaft und Psyche haben eines gemeinsam: sie sind nicht in Gänze überschaubar und deshalb auch nur eingeschränkt kontrollierbar. Angesichts dessen geschehen nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Psyche immer wieder unerwartete Entwicklungen. Diese überraschenden Ereignisse oder problematischen Situationen werden von Bereichen verursacht, die für eine gewisse Zeit außerhalb der Beobachtung lagen und die, sobald sie ins Geschehen eingreifen, als Störung der Normalität wahrgenommen werden. Beziehungsstörungen sind insofern nicht nur völlig normal und unvermeidbar, sie sind darüber hinaus sogar sinnvoll. Denn Beziehungsstörungen weisen darauf hin, dass eine Entwicklung stattgefunden hat, die bisher übersehen oder falsch eingeschätzt wurde; und dass es an der Zeit ist, sich diesen Veränderungen zuzuwenden.
Wer eine Beziehungsstörung (Problem) erlebt, hat daher nichts falsch gemacht, denn auf Dauer lassen sich Beziehungen nur anhand ihrer Störungen (Probleme) vitalisieren, regulieren oder den Veränderungen der Individuen anpassen. Grundsätzlich besteht eine Beziehungsstörung, wenn sich in der Beziehung etwas abspielt, das nach Ansicht und Empfinden der Partner dort nicht stattfinden sollte. Dabei mag es sich um Gleichgültigkeit, Distanz, Ärger, Enttäuschung, Streit, Kampf oder etwas anderes handeln. Typische Störungen in Paarbeziehungen produzieren Konflikte, Missverständnisse, Machtkämpfe, Unzufriedenheit, schmerzliche Gefühle, Verletzungen, eingeschränkte Liebeskommunikation, fehlendes Begehren und andere unangenehme Vorgänge. Solche Entwicklungen tauchen zwangsläufig in jeder Paarbeziehung auf, denn die Partner selbst stellen die größte Gefahr für ihre Beziehung dar:, und zwar in ihrer Eigenschaft als Individuen.
Aus welchem Grund?
Individuen können ihre eigene Entwicklung nicht voraussehen, zudem sind sie von den Entwicklungen des Partners betroffen. Jede individuelle Veränderung, beispielsweise von Bedürfnissen, Sehnsüchten, Zielen, Plänen, emotionaler oder körperlicher Verfassung etc., verändert die Reaktionen der Partner aufeinander und wirkt sich auf den Zustand der Beziehung aus. Es fällt den Partnern dann oft nicht leicht, auf diese Veränderungen einzugehen und ihr Verhalten in der Beziehung den veränderten (inneren oder äußeren) Umständen anzupassen. Erst einmal versuchen Partner, ihre gewohnte Beziehung zu erhalten, was die Störungen auf Dauer verstärkt. Wenn sich dann keine Lösung findet, nimmt die Beziehung Schaden. An solchen Punkten – wenn die Partner nicht weiterkommen – ist Paarberatung sinnvoll.
Worin besteht nach unserer Auffassung die Aufgabe eines Paarberaters?
Ein Paarberater stellt in erster Linie seine Fähigkeit zur Beobachtung zur Verfügung. Er ist nicht dazu da, den Partner zu sagen, was sie anders machen sollen oder Ratschläge zu erteilen. Seine Aufgabe besteht darin, das zu erkennen, was die Partner bisher nicht oder nur unzureichend erkannt haben. Dieser Aufgabe kommt er in einer Zusammenarbeit mit den Partnern ‚auf Augenhöhe‘ nach. Entsprechende Hinweise für übersehene Veränderungen finden sich auf unterschiedlichen Ebenen, beispielsweise in verbalen Aussagen, in körperlichen Reaktionen, in unwillkürlichen emotionalen Äußerungen oder in den Fantasien der Partner. Der Paarberater sollte in der Wahrnehmung solcher Hinweise und im Umgang damit erfahren sein. Bei seinem Vorgehen ist der Paarberater nicht neutral oder unparteiisch, sondern er sollte 'all parteilich' sein. Das heißt, er sollte jeden der Partner darin unterstützen, seine Individualität in die Beziehung einzubringen. Man kann die Aufgabe eines Paarberaters auch so beschreiben: Er bestärkt jeden Partner, in der Beziehung die Person zu sein, die er/sie (geworden) ist. Denn Partner bleiben zusammen, solange jeder das Gefühl hat, in der Beziehung als die Person unterzukommen, die er/sie ist.
Wenn ein Partner einerseits erkennt, wer er ist und wer er in seiner Beziehung sein will, weiß er ganz von selbst, was er als ‚dieser‘ oder als ‚diese‘ tun oder lassen will; und wenn er andererseits erkennt, wer sein Partner ist und sein will, dann erkennt er sehr viel klarer, wie er zukünftig auf den Partner reagieren und mit ihm umgehen will.
Worin besteht das Ziel einer Paarberatung?
Das Ziel einer Paarberatung besteht natürlich darin, Lösungen für veränderte Umstände zu finden; und wie beschrieben, zählen Partner zu diesen Umständen ihrer Beziehung. Wenn sich bei einem Partner etwas verändert, dann ist die Beziehung davon betroffen, und eine Lösung besteht darin, die geschehene Veränderung in der Beziehung zu berücksichtigen. Eine solche Lösung ergibt sich allerdings nicht aus dem Expertenwissen des Beraters/der Beraterin. Vielmehr ergibt sie sich aus den Informationen, die bisher übersehen oder nicht ausreichend berücksichtigt wurden; und die sind in der Störung verborgen. Dieser Ansatz, die Lösung in der Störung zu sehen, stellt eine Grundlage der Paarberatung dar. Dadurch, dass die Paarberatung dem Konzept der im Problem enthaltenen Lösung folgt, sorgt sie dafür, dass die für dieses Paar und dieses Problem passende Lösung gefunden wird. Beziehungen sind heute individualisiert, allgemeine Ratschläge helfen einem konkreten Paar nicht weiter. Es kommt vielmehr darauf, die im Problem versteckte Lösung zu entdecken und zu erforschen.
Was ist die Voraussetzung für Paarberatung?
Voraussetzung für eine Paarberatung ist zum einen ein Problembewusstsein, also das Wissen, dass etwas schiefläuft, mit dem die Partner selbst nicht befriedigend klarkommen. Zum anderen wird die Bereitschaft der Partner gebraucht, sich einander und ihrer Beziehung zuzuwenden und die auftretenden Probleme zu bewältigen. Wenn die Bereitschaft zur Problembewältigung nicht mehr vorhanden ist, enden Beziehungen. Ist sie noch vorhanden, stehen die Chancen für eine Lösung gut, wenn das Paar nicht erst '5 nach 12' in die Beratung kommt. Zudem sollte jeder Partner mit der Beratung ein individuelles Ziel verfolgen, sich also etwas davon versprechen. Dieses Ziel kann sich von dem des Partners unterscheiden. Einen Auftrag ‚Sagen Sie meinem Partner, dass er/sie sich so zu verhalten hat, wie ich es mir vorstelle‘ können und werden wir nicht annehmen.
Wie lange dauern Paarberatungen?
Eine Paarberatung dauert, solange die Partner sie für nötig und hilfreich erachten. Vorgaben, was Dauer oder Frequenz angeht, werden in unserer Beratung nicht gemacht. Bei manchen Paaren löst sich ein Problem nach einer oder zwei Sitzungen, andere nehmen mehrere Sitzungen in Anspruch. Im Durchschnitt dauern Beratungen bei uns zwischen 4 und 5 Stunden, wobei eine Sitzung 50 Minuten lang ist. Wenn die Paare eine verhältnismäßige längere Anfahrt haben, können auch 90 Minuten pro Sitzung vereinbart werden.
Jede Classic-Paarberatung beginnt mit einem Erst- und Abklärungsgespräch. Auch „Check-up-Termin“ oder „Perspektiven Gespräch“ genannt.
Ein erster Überblick über die Problemlage und die passenden Lösungen ist meist relativ schnell verschafft. Das Erst- und Abklärungsgespräch dauert größtenteils 60 bis 90 Minuten und ist die Basis für die dann mögliche systemische Paartherapie.
Hierbei aber kann sich zeigen, dass bestimmte Wahrnehmungs- und Verhaltensweisen tief eingegraben sind, Ihre Ursachen haben und eine Lösung mehr Zeit und Aufmerksamkeit benötigt, um sich im Alltag zu festigen
Im Erst- und Abklärungsgespräch werden Sie ein Gefühl dafür bekommen, was für Sie der richtige Tarif sein wird.
Paare, die eine kompakte Intensiv-Paarberatung planen, können sich auf unserer Internetseite informieren. Die Intensiv-Paarberatung ist nicht nur bei weiten Anfahrten sinnvoll, sondern auch als Krisen-Intervention zu empfehlen.
Auch über die Frequenz von Paarberatungen entscheiden die Partner. Größtenteils liegen zwei bis vier Wochen zwischen einzelnen Terminen. Oft ist es sinnvoll, so zwischendrin eine längere Pause zu machen, um zu sehen und zu spüren ob die Lösungen stabil sind und sich im Alltag bewähren.
Ist eine erlebte Paarberatung nachhaltig?
Ich erinnere mich an ein Paar, das drei Sitzungen mit insgesamt 5 Stunden genommen hatte.
Die Frau schrieb mir nach 2 Jahren einen Brief: „Wir hatten nach der Beratung ein hervorragendes Jahr miteinander. Dann fingen wieder Probleme an.“ So etwas ist nicht ungewöhnlich, schließlich können sich erneut Veränderungen ergeben, die niemand hat kommen sehen. Und weiter schrieb sie „Aus der ‚erlebten Paarberatung‘ erinnerten wir uns daran, dass Probleme und Störungen meist nicht auf ‚Fehler‘ der Partner zurückzuführen sind, sondern Hinweise auf übersehene Veränderungen. Wir haben uns an die erlebte Paarberatung erinnert und haben es dann aus eigener Kraft bewältigt.“
Page-Titel: wozu überhaupt moderne systemische Paartherapie?