Wenn Paare über eine Trennung nachdenken
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Viele Paare suchen eine Beratung auf, weil sie Hilfe bei der Entscheidung suchen, ob sie sich trennen oder zusammenbleiben sollen. Der Kopf sagt das eine, das Herz sagt etwas Anderes und umgekehrt. Die Paare möchten einerseits zusammenbleiben, andererseits möchten sie sich trennen und wissen nicht, wie sie das schaffen sollen. Auch beim Thema Trennung kommt es in der Paarberatung darauf an, eine Haltung des Nichtwissens und der größtmöglichen Neutralität einzuhalten. Der Berater ergreift nicht für eine Seite Partei.
Das Thema „Trennung“ in der Beziehung
Wenn das Paar das Thema Trennung in die Beziehung bringt, muss in der Paarberatung erst mal geklärt werden, was das Paar darunter versteht. Trennung muss nicht immer gleich die große Trennung bedeuten, das heißt das Ende der Beziehung. Manchmal reichen auch schon kleine Trennungen aus, damit die Partner sich wieder näherkommen können. Wenn solche kleinen Trennungen vermieden werden, wächst eine Sehnsucht danach und es kann zur Trennung der Beziehung kommen. Im Verlauf der Beratung zeigt sich, wovon sich die Partner trennen möchten, wovon Abschied oder Abstand genommen werden soll. Das können Hoffnungen sein, die man gar nicht mehr hegt, Versprechen, die man sich mal gegeben hat, Gewohnheiten, die man loswerden möchte, alte Rollen, denen man entwachsen ist, Erwartungen an sich selbst und an den Anderen.
„Trennung“ kann also sehr vieles bedeuten. In der Beratung geht es darum, herauszufinden, was die Vorstellungen der Partner davon sind.
Über Trennung sprechen
Für den Partner, der das Thema Trennung in die Beziehung bringt, hat die Vorstellung zunächst etwas Verlockendes. Die Trennung bedeutet für ihn erst einmal Befreiung von etwas, was er/sie dann nicht mehr muss oder will. In einem einfachen Gespräch kann man zunächst einmal herausfinden, was das genau ist. Wenn ein Partner zum Beispiel fremdgegangen ist, erscheint es ihm/ihr einfacher sich zu trennen, als dem Partner die Wahrheit zu sagen. Wie der andere auf ein Geständnis reagiert, kann man vorher nicht sagen. Das muss man abwarten. Vielleicht will sich dann der Partner trennen, vielleicht ergibt sich eine freundschaftliche Beziehung oder die Partner werden sich fremd. Vielleicht setzen sie ihre Beziehung fort, aber sie haben kein Vertrauen mehr zueinander. Oder sie trennen sich und jeder geht eine neue Partnerschaft ein. Oder der Partner wird belogen. Wenn er dann später von der anderen Liebe erfährt, ist er sehr verletzt. Das kann zu Rachegedanken führen. Wenn man eine Trennung vollzieht, hat die Art und Weise, wie man sich trennt, einen Einfluss auf die zukünftige Beziehung und natürlich auch auf das innere Verhältnis zum ehemaligen Partner. Das bringt manchmal erstaunliche Informationen hervor, die ein völlig neues Bild ergeben.
Die Trennung in der Fantasie durchspielen
Eine Möglichkeit herauszufinden, ob man sich wirklich trennen möchte oder nicht, ist eine Fantasie dazu entstehen zu lassen. Dazu vertieft man sich gedanklich in die Vorstellung, wie es wäre, wenn die Trennung schon vollzogen wäre. Die Partner stellen sich vor, was sie jetzt nicht mehr benötigen oder müssen, genauer gesagt, was sie jetzt machen und dürfen. Diese Träume können in Gegenwart des Partners entfaltet oder auch als Brief aus der Zukunft aufgeschrieben werden. Der Berater bringt die Partner in diese Zukunftsvisionen hinein und lässt die Personen erleben, wie sie sich verhalten, was sie anders machen und was sie dabei denken und fühlen. Dabei wird den Beteiligten deutlich, was sie von ihrer derzeitigen Situation unterscheidet. Durch die intensive und offene Auseinandersetzung mit dem Thema Trennung, wird erfahrungsgemäß klar, ob kleine Trennungen reichen oder ob tatsächlich die Beziehung beendet werden soll. Die Entscheidung fällen, wenn das Leben ohne die Beziehung unproblematischer erscheint als mit ihr, dann ist erfahrungsgemäß das Ende einer Beziehung gekommen. Die Partner erwarten mehr Gewinn aus der Trennung als das Verbleiben in der Beziehung sie kosten würde. Entscheidet sich das Paar für eine große Trennung, so ist diese meist schmerzlich, was aber nicht bedeutet, dass sie hätte vermieden werden können. Liebe oder Partnerschaften beginnen. Sie können aber auch aus den unterschiedlichsten Gründen auslaufen. Vielleicht steht jeder inzwischen auf eigenen Füßen, sodass es nichts Gemeinsames mehr zu erledigen gibt oder ein Beziehungsmythos wurde entzaubert, weil sich herausstellte, dass es ein Traum war, der aber nicht hält, was er scheinbar versprochen hat. Oder Bedürfnisse sind anders erfüllt worden. Die Gefahr einer Trennung besteht immer im Beziehungsalltag, da trotz aller Liebe die Partner doch unterschiedliche Individuen sind.
Wie auseinandergehen?
Im Streit auseinandergehen, oder nicht? Vermutlich gehen die meisten Paare im Streit auseinander. Gründe dafür liegen darin, dass die Partner nicht auf ihre Beziehung schauen, sondern vorwiegend auf den Partner. Jeder blendet seine eigenen Anteile am Auseinandergehen aus und gibt dem Partner die Schuld. Es ist wichtig, die eigenen Erwartungen und das eigene Verhalten nicht infrage zu stellen, um Selbstzweifel zu vermeiden oder die Trennung zu ermöglichen, auch wenn noch Liebe vorhanden ist. Eine Trennung im Guten ist die bessere Alternative, vor allem, wenn gemeinsame Kinder da sind. In der erlebten Paarberatung wird die Trennung im Guten durch Abschieds- und Lösungsrituale unterstützt.
Trennungsrituale
Solche Rituale gab es beim Zusammenkommen von zwei Personen, bis es ein Paar war: Sie haben sich Versprechen gegeben, sich vielleicht verlobt, Ringe getauscht, ein gemeinsames Haus gebaut usw. Beim Auseinandergehen im Guten kann auch so ein Weg gegangen werden, wenn auch in die andere Richtung. Durch die Trennung werden die Besitztümer getrennt, manche geben sich Geschenke zurück oder die Trauringe oder sie entbinden sich von Versprechen. Andere feiern die Trennung als Party und erklären dabei öffentlich vor ihren Freunden und Bekannten, dass ihre Liebesbeziehung beendet ist und wünschten sich alles Gute auf dem Lebensweg. Eine weitere Möglichkeit ist es, den Beziehungsverlauf symbolisch darzustellen. Dabei reflektieren die Partner ihre Beziehung und stellen sie räumlich dar. Die Darstellung fängt beim Zusammenkommen an, führt durch die wichtigen Stationen der Beziehung und endet beim Auseinandergehen. Worte sind an jeder Station möglich, Gefühle werden intensiviert. Wenn am Ende eines solchen Rituals Dank ausgesprochen werden kann, bleibt dem Partner ein Platz im Herzen. Manchmal wird erst in solch einem Trennungsritual der Wert der Beziehung vollends deutlich.
Die Trennung ist ein Prozess
Eine Trennung beruht nicht nur auf einer Entscheidung, denn sie ist immer ein Prozess. Um die Verbindungen zu lösen, braucht es seine Zeit und meist bleibt eine unbestimmte Verbundenheit über das gesamte Leben bestehen. Von den Erinnerungen werden sich die Partner nie lösen können.