Was soll kommuniziert werden und was nicht.
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Geheimnisse in der Partnerschaft können ein heikles Thema sein. Es gibt jedoch keine klare Antwort darauf, welche Geheimnisse man teilen sollte und welche nicht. Einige Geheimnisse können dazu beitragen, die Intimität in einer Beziehung zu bewahren. Andere Geheimnisse können jedoch das Vertrauen in einer Beziehung untergraben. Jeder kann Geheimnisse haben, was nur ihn angeht. Es sollte keine Geheimnisse geben, was BEIDE angeht. Es ist wichtig, dass Sie und Ihr Partner offen und ehrlich miteinander kommunizieren. Auch zu sagen. Diese Frage betrachte ich als nicht gestellt.
In jüngster Vergangenheit erklärte mir ein Klienten-Paar in der Paarberatung erzählt, „Wir beider haben keine Geheimnisse voreinander“. Ich war platt, was nur gelegentlich vorkommt. Wie kann man in einer Beziehung keine Geheimnisse voreinander haben? Doch nur dann, wenn der Partner von jedem Gedanken, von jedem Gefühl, von jeder Wahrnehmung erfahren würde. Nur wie sollte das möglich sein? Soll er etwa zwei Leben gleichzeitig führen, sein eigenes und das des Partners? Das ginge schon aus Zeit- und Kapazitätsgründen nicht.
Die meisten Partner haben Geheimnisse voreinander. Dabei ist das Wort „Geheimnis“ oft negativ besetzt, wie ein Gift, das langsam in die Venen kriecht und dort irreparable Schäden anrichtet. Aber sind Geheimnisse tatsächlich so schädlich für eine Partnerschaft? Oder sind Geheimnisse vielleicht auch eine Art Kitt, der eine Beziehung zusammenhält?
Muss man wirklich alles vom anderen wissen?
Als Paarberater kann ich diese Frage mit einem klaren Nein beantworten.
Bestünde wirklich in der Realität die Möglichkeit, jedes Partikel eines anderen Menschen zu kennen, dann wäre dieser Mensch entzaubert. Eine Partnerschaft benötigt Spannung und Neugierde – und eben Geheimnisse. Auch wenn es jetzt ein „Wir“ gibt, existieren daneben zwei „Ichs“, die für sich stehen und auch Geheimnisse voreinander haben dürfen.
Niemand kann „alles“ vom anderen wissen. Man kann nicht das Leben seines Partners führen und daneben noch sein eigenes. Im Gespräch mit Freunden spricht man gerne Dinge an, die man dem Partner gegenüber nicht erwähnen möchte. Oder würden Sie Ihrem Partner auf den Kopf zusagen, dass Sie gerne mal Sex mit Ihrem Arbeitskollegen / Ihrer Arbeitskollegin haben würden? Sie selbst und auch Ihr Partner existieren als Individuum. Geheimnisse grenzen uns von anderen ab.
Der Eindruck, keine Geheimnisse voreinander zu haben!
Eine Beziehung kommt also nicht ohne Geheimnisse aus. Dennoch sollte in der Beziehung nicht der Eindruck entstehen, man würde dem anderen etwas verheimlichen. Auch wenn jeder Beziehungspartner sich seine kleinen Geheimnisse bewahrt, sollte der Eindruck entstehen, keine gravierenden Heimlichkeiten voreinander zu haben. Daraus können dann Nähe, Vertrauen und Geborgenheit wachsen. Der Eindruck, keine Geheimnisse zu haben, entsteht aber nur dann, wenn man sich eben nicht alles sagt. Das ist eine Gratwanderung, das ist natürlich eine riskante Sache, Geheimnisse wachsen aus der persönlichen Veränderung.
Es gibt in jeder Partnerschaft eine unerschöpfliche Quelle an Geheimnissen. Jeder Mensch verändert sich kontinuierlich – persönlich und auch nach außen hin. Dadurch kann es zu Gefühlen kommen, die dem anderen nicht gleich mitgeteilt werden.
Ein Beispiel
Die Frau bekommt einen neuen Arbeitskollegen, der sie scharf anbaggert. Er fährt seine gesamten Flirtkünste auf, um sie zum Essen einzuladen oder sie anderweitig für sich zu begeistern. Die Frau wiederum springt in keiner Form auf diese Versuche an, sondern wehrt sie höflich ab. Jetzt hätte es also keinen Sinn, diese Anmachversuche des Kollegen zu Hause zu offenbaren und damit Unsicherheiten und Eifersucht heraufzubeschwören. Es darf ihr kleines Geheimnis bleiben, das niemandem schadet.
Worüber sollte man in der Partnerschaft sich austauschen
Partnerschaft ist im wörtlichen Sinn eine Teilhaberschaft. Man nimmt aneinander am Leben und Erleben teil. Zum Beispiel:
- Alle Themen, die beide Partner oder existenziell die Beziehung betreffen. Dabei geht es sowohl um finanzielle Themen als auch zum Beispiel um gesundheitliche Fragen.
- Das ist einer der Partner in eine Suchterkrankung gerutscht,
- plötzliche Erwerbslosigkeit oder traumatisierende Erlebnisse
- wenn einer der Partner entdeckt, dass er bisexuell ist und hier auch eine Zweitbeziehung eingegangen wird.
- Aber auch wenn einem etwas Freudiges passiert, wie Beförderung, berufliche Erfolge.
Die Faustregel würde hier lauten: Alles, was auch den anderen betrifft, sollte offen kommuniziert werden und man sollte darüber reden können.
Wenn nur einen selbst betrifft, sollte man gut überlegen, ob was man sagt oder nicht sagt, was zielführend und nützlich wäre. Zum Beispiel:
- ein Seitensprung, der Sektlaune, der passierte und vorbei / abgeschlossen ist
- ein Urlaubsflirt, ein Kurschatten, der passierte und vorbei / abgeschlossen ist
- die Affäre als Zweierbeziehung eine Tankstelle war und ist, um in der Lebensbeziehung zu bleiben
- In den genannten Fällen ist die Beziehung nicht in Gefahr und es stellt sich die berechtigte Frage, ob es notwendig ist, darüber zu reden.
Worüber man aber unbedingt reden sollte, ist, wenn man ungeschützten Sex bei einem Seitensprung hatte. Das geht BEIDE an.
Die Faustregel könnte hier lauten „Wenn etwas von reiner Freude getragen wird, kann (sollte es ein Geheimnis bleiben.
Freiräume. Eine Privatsphäre und Intimsphäre sollten möglich sein.
Sie kennen den Spruch, „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“. Freiräume sollten weiterhin sein, ohne dass sie die Innigkeit und Nähe in der Partnerschaft gefährden. Lassen Sie den geheimnisvollen Wind, der zwischen den Partnern weht, wohlwollend zu.
Aber das sollen keine Empfehlungen sein. Reden Sie mit Ihrem Partner, was für sie wichtig ist und was für Sie nicht wichtig ist.