Über den Umgang und die Ursache von Ängsten in der Beziehung
Jeder Mensch hat seine ganz individuelle Geschichte zu erzählen, die geprägt ist von schönen Erlebnissen, aber auch von negativen Erfahrungen. Aus diesen ganz persönlichen Erfahrungen können individuelle Ängste entstehen. Gleichzeitig gibt es aus meiner Sicht Ängste, die allen Menschen gemeinsam sind. Grundängste, die unabhängig von jedem Menschen und seinen persönlichen Lebenserfahrungen existieren.
Davor haben wir Angst!
Es ist immer das, was wir nicht verstehen oder beeinflussen können, vor dem wir uns fürchten. Früher sahen die Menschen bei jedem Gewitter ehrfurchtsvoll in den Himmel und glaubten, die Blitze seien ein Ausdruck des Zornes der Götter. Es wird niemanden in diesen Kulturen gegeben haben, der sich vor dieser Unbekannten nicht gefürchtet hätte. Heute sitzen wir gemütlich in unserer Wohnung mit Blitzableiter auf dem Dach und schauen dem Treiben draußen entspannt zu. Wir haben heute vielmehr Angst vor Krankheiten. Davor, uns mit einem Virus zu infizieren oder einen schlimmen Verkehrsunfall zu haben, den ein lebensmüder Ghostfahrer auf der Autobahn verursacht hat.
Unsere Ängste entstehen aber auch aus dem Anspruch, den die Gesellschaft und wir an uns selbst stellen. Dazu gehören unter anderem:
- Die Forderung nach Individualität
- Die Erwartung eines Grundvertrauens durch andere Menschen
- Die zielstrebige Verwirklichung selbst gesteckter Ziele,
- Durch Veränderungen lernen und uns weiterentwickeln
Wenn wir davon in einer Form abweichen oder allein die Gefahr sehen, entwickeln wir Ängste – große, berechtigte, banale und kleine. Dies kann bis zur Neurotik oder zur Existenzangst führen. Durch die Forderung, ein eigenes Selbst zu werden, entstehen gleichzeitig unvermeidbare Ängste vor einer Isolierung und dem Geborgenheitsverlust. Seelische Gesundheit kann nur der erreichen, dessen Ängste sich in einem ausgewogenen Verhältnis befinden. Sobald eine Seite überwiegt, kann es zu Überausprägungen und Störungen kommen.
Wie kann man seinen Grundängsten entkommen?
Am besten, in dem man bestimmte Gegenkräfte entwickelt wie Mut, Vertrauen, Glaube und Liebe. Man kann seine Ängste annehmen und sie als natürlichen Entwicklungsschritt nehmen. Dadurch können auch neu entstehende Ängste wesentlich besser angenommen und verarbeitet werden. Gelingt dies nicht, kann die Angst im Leben vorherrschend werden und viele Lebensbereiche - unter anderem die Partnerschaften negativ beeinflussen. Oftmals ziehen sich Menschen an, die gegenseitig ihre Ängste noch verstärken. Ein Beispiel sind schizoide und depressive Menschen. Daraus kann ein Nähe-Distanz-Problem entstehen, wenn folgendes Szenario eintritt: Der Schizoide führt sich vom Depressiven eingeengt und sucht die Distanz. Der Depressive fühlt sich alleingelassen und japst nach weiterer Nähe. Hieraus entsteht ein magnetischer Effekt nur mit zwei gegensätzlichen Polen.
Gleichzeitig können Partnerschaften in dieser Konstellation auch gelingen, wenn die Ängste nicht ganz in eine Richtung ausschlagen, sondern so beschaffen sind, dass sie einander ergänzen.
Titel: Individuelle und gemeinsame Grundängste in der Partnerschaft