Was sehr heilsam ist: sich mal von einigen verbreiteten und irreführenden Vorstellungen zu befreien.
Viele Menschen glauben, dass Liebe und Sexualität untrennbar miteinander verbunden sind. Sie denken, dass eine Beziehung ohne Sex nicht erfüllend sein kann, oder Sex ohne Liebe nicht befriedigend sein kann. Doch ist das wirklich so? Oder handelt es sich hierbei um einen Mythos, der uns von der Gesellschaft, den Medien oder der Religion eingeredet wird?
Zum Ratgeber-Dashboard – zum Deckblatt: Die Lügen der Liebe betreffend.
Die Begriffe Liebe, Partnerschaft und Sexualität werden oftmals in einem Satz genannt.
Sie gehören eben untrennbar zusammen – so die allgemeine Auffassung. Stimmt das?
Aber Liebe und Sexualität gehören nicht notwendig zusammen. Man kann sowohl Sex haben, ohne zu lieben als auch lieben, ohne dabei eine Sexualität auszuleben. Daher dürfen die beiden Begriffe nicht miteinander verwechselt werden. Dennoch werden sie im allgemeinen Sprachgebrauch häufig verwechselt und vermischt. Sigmund Freud hat sich diesem Thema über die „sexuelle Triebenergie“ genähert. Er hat in seinen psychotherapeutischen Sitzungen den großen Einfluss der Sexualität auf die Gesundheit der Seele erkannt. Nach seiner Erkenntnis führt erfüllte Sexualität zu seelischer Entspanntheit. Ohne sexuelle Befriedigung baut sich laut Freud eine sexuelle Frustrationsspannung auf – keine gute Voraussetzung für die Liebe. Man mag über Freuds Thesen streiten können – wichtig war der öffentliche Diskurs vorwiegend deshalb, weil er die Sexualität liberalisierte. Heute ist es möglich, als unverheiratetes Paar gemeinsam in einem Hotelzimmer zu schlafen. Homosexuelle Paare dürfen Hand in Hand über die Straße gehen. Junge Paare ohne Trauschein und Kinder bekommen mühelos eine Wohnung. Diese öffentliche Befreiung führt jedoch bisher nicht zu einer befreiten Gesellschaft oder zur Befreiung des Einzelnen. Schließlich besteht kein Mensch nur aus Sexualität – sie ist lediglich ein Teil unserer Psyche. Wer sich sexuell entfaltet und von Zwängen befreit wird, dabei aber die Liebesfähigkeit seiner Seele vernachlässigt, wird dieses Missverhältnis möglicherweise spüren.
Vor allem – und jetzt schließt sich der Kreis –, weil zwischen Liebe und Sexualität in der Gesellschaft häufig keine Trennung mehr stattfindet. Das eine wie das andere wird zwingend für eine erfüllte Partnerschaft vorausgesetzt.
In diesem Artikel möchte ich einige Argumente dafür und dagegen vorstellen, warum Liebe und Sexualität zusammengehören oder nicht. Dabei werde ich versuchen, eine professionelle und objektive Perspektive einzunehmen, ohne zu werten oder zu urteilen.
Argumente dafür, dass Liebe und Sexualität zusammengehören:
- Liebe und Sexualität sind natürliche und universelle Bedürfnisse des Menschen, die einander ergänzen und verstärken. Sie sind Ausdruck von Zuneigung, Intimität und Bindung zwischen zwei Menschen, die sich auf einer emotionalen und körperlichen Ebene nahe sind.
- Liebe und Sexualität sind wichtige Faktoren für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen. Sie fördern die Ausschüttung von Hormonen wie Oxytocin, Dopamin oder Serotonin, die positive Effekte auf das Immunsystem, den Blutdruck, die Stimmung oder das Schmerzempfinden haben. Sie reduzieren auch Stress, Angst oder Depressionen.
- Liebe und Sexualität sind Quellen von Freude, Spaß und Kreativität. Sie ermöglichen es den Menschen, sich selbst zu entdecken, zu experimentieren und zu wachsen. Sie erweitern den Horizont, die Fantasie und die Lebensfreude.
Argumente dagegen, dass Liebe und Sexualität zusammengehören:
- Liebe und Sexualität sind nicht immer synchron oder kompatibel. Manche Menschen empfinden mehr oder weniger Liebe oder Lust als andere, oder haben unterschiedliche Vorlieben, Bedürfnisse oder Grenzen. Das kann zu Konflikten, Frustrationen oder Enttäuschungen führen, wenn die Erwartungen oder Wünsche nicht erfüllt werden.
- Liebe und Sexualität sind nicht immer verfügbar oder erreichbar. Manche Menschen haben keinen Partner oder keine Partnerin, oder leben in einer Fernbeziehung. Andere haben körperliche oder psychische Einschränkungen, die den Sex erschweren oder verhindern. Wieder andere haben ethische oder religiöse Gründe, die den Sex verbieten oder einschränken.
- Liebe und Sexualität sind nicht immer notwendig oder ausreichend. Manche Menschen sind glücklich ohne Sex oder ohne Liebe, oder finden beides in anderen Formen oder Quellen. Sie definieren ihre Beziehungen anders, oder haben andere Prioritäten im Leben. Sie sind zufrieden mit sich selbst, oder mit anderen Aspekten ihrer Persönlichkeit.
Fazit zu, dass Liebe und Sexualität zusammengehören:
Wie man sieht, gibt es keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob Liebe und Sexualität zusammengehören oder nicht. Es kommt darauf an, wie man Liebe und Sexualität versteht, erlebt und ausdrückt. Es kommt auch darauf an, was man von sich selbst und von anderen erwartet und wünscht. Es gibt kein richtig oder falsch, nur individuelle Entscheidungen und Erfahrungen.
Ich hoffe, dieser Artikel hat euch zum Nachdenken angeregt und euch einige neue Perspektiven eröffnet.
Titel: Mythos Liebe und Sexualität gehören zusammen